Geschichte

 

Körperform

Frettchen haben einen langen röhrenförmigen Körper mit kurzen Beinen; ihre Körperform ermöglicht ihnen den bei er Jagd die engen Erdhöhlen ihrer Beutetiere zu begehen. Demzufolge ist der Besitzer gezwungen alle Öffnungen in der Umgebung des Frettchens zu versperren, sonst könnte es fortlaufen oder irgendwo drin stecken bleiben. Das Rückgrat des Frettchens ist sehr beweglich, es ermöglicht dem Tier problemlos eine 180° Wendung in einem engen Korridor.

Der Hals des Frettchens ist lang und dick und hat etwa den gleichen Durchmesser wie die Unterkieferregion. Dieses anatomische Merkmal erschwert den Besitzern ihnen Halsbänder umzumachen. Wenn auch ihre Beine kurz sind und ihre Krallen in erster Linie zum Greifen und Graben ausgebildet sind, so können Frettchen doch auf schmalen Flächen oder Drähten und Stricken herumklettern und dabei gefährlich Höhen erreichen.

Wenn ein Rüde seine Geschlechtsreife erreicht, bevor er kastriert wurde, ist sine Körpergröße normalerweise doppelt so groß wie die einer unkastrierten Fähe. Das Körpergewicht eines unkastrierten Rüdens schwankt zwischen 1000g und 2000g, und das der unkastrierten Fähe zuwischen 500g und 1000g. Wenn die Frettchen vor ihrer Geschlechtsreife kastriert wurden, werden die Fähen größer und die Rüden bleiben kleiner. Die meisten Fähen, die früh kastriert wurden, wogen zwischen 800g und 1200g. Genauso die Rüden, die jung kastriert wurden, entwickelten nicht die starke Muskulatur am Hals und an der Schulterregion oder ein hohes Körpergewicht, welches charakteristisch ist für unversehrte Rüden. ( * Anmerkung : In den Vereinigten Staaten ist es durchaus üblich Frettchen im Welpenalter, also unter 8 Wochen, zu kastrieren. Dieses Verfahren ist in Deutschland nicht die gängige Praxis und würde wohl auch von keinem Tierarzt durchgeführt.)

Frettchen erleben ein völlig normales, saisonal bedingtes Schwanken ihres Körperfettes - das bedeutet, sie verlieren im Sommer an Körpergewicht und nehmen im Winter zu. Bei den unkastrierten Tieren ist das Schwanken des Körpergewichts wesentlich höher. Es kann vorkommen, dass die Gewichtsdifferenz von Saison zu Saison bis zu 40% betragen kann. Außerdem habe ich habe ich beobachtet, dass unkastrierte Frettchen, die jünger als ein Jahr sind, ihr größtes Gewicht im Leben haben (mehr werden sie nie wieder wiegen). Diese wahnsinnigen Schwankungen des Gewichtes werden immer weniger, je älter sie werden. Bis sie schließlich mit ihrem „Sommergewicht“ in einen Zustandkommen, wo sie ihr normales Jahresgewicht erreichen ( „Sommergewicht“ = Jahresdurchschnittsgewicht bei älteren Frettchen ).

Die Körperlänge vom Kopf bis zur Rutenspitze beträgt etwa 40 bis 60 cm, die Körperhöhe erreicht 16 bis 18 cm. Die Kopf-Rumpflängen bei Rüden differieren zwischen 35 und 46 cm, die der Fähen zwischen 31 und 33 cm. Die Ruten der Rüden erreichet Längen von 13 bis 14 cm, die der Fähen von 11 bis 13 cm. In der Regel stehen die Kopf-Rumpf-Länge und Rutenlänge etwa im Verhältnis von zwei zu eins. Rüden und Fähen zeigen in der Körpergröße und in den Körpermassen geschlechtsspezifisch große Unterschiede, aber auch eine große Variationsbreite unter den einzelnen Individuen. Frettchen können an Größe und Masse die Durchschnittswerte der mitteleuropäischen Waldiltisse erreichen.

Schädel

Die Form des Kopfes ist kurz gedrungen und wirkt rundlich. Der Fang selbst ist gegenüber dem Gesichtsschädel kaum abgesetzt, so daß der Kopf im Profil als kurzer Kegel erscheint. Nase und Augen sind relativ klein, bei Iltisfrettchen ist um die Augen die typische Iltiszeichnung vorhanden. Klein und nur wenig vom Kopf abgesetzt sind die rundlichen, etwas dreieckigen Ohrmuscheln, die eine deutliche Ohrtasche aufweisen. Diese Ohrtasche findet man bei allen Musteliden als "Marderfalten".

Der knöcherne Schädel ist rundlicher und gedrungener als bei den Mardern, da die Kiefer kürzer ausgebildet sind. Im Vergleich zum Waldwiesel ist auffällig, daß der Hirnschädel hinter den Augenhöhlen stark eingeschnürt ist. Diese interorbitale Schädelverengung kann als Folge der Domestikation angesehen werden, die über Abstammungsverhältnisse nichts aussagt. HERTER (1959) vermutet, daß diese Einschnürung des Hirnschädels sich im Laufe der postembryonalen Entwicklung ausbildet.

Gebiss

Die Zahnformel für das Frettchen lautet : je 2mal

I 3/3, C 1/1, P 3/3, M 1/2 = 34 Zähne

I = Schneidezähne (Incisivi)
C = Eckzähne (Caninus)
P = vordere Backenzähne (Praemolares)
M = Backenzähne (Molar)

Die wiederausfallenden Zähne brechen am 20. - 28. Tag nach der Geburt durch, und das Dauergebiss bricht am 50. - 74. Tag durch. Die oberen Schneidezähne sind einwenig länger als die unteren Schneidezähne und sie überlappen diese, wenn das Mäulchen geschlossen ist. Die Eckzähne oder Fangzähne sind genauso auffallend wie bei anderen Familienmitgliedern der Fleischfresser. Bei manchen Frettchen erstrecken sich die Spitzen der oberen Eckzähne bis unter das Kinn. (* Anmerkung : Sie schauen unten heraus, wenn das Mäulchen geschlossen ist.) Die Wurzeln der Eckzähne sind länger als die sichtbaren Kronen; dieser Umstand muss berücksichtigt werden, wenn ein Entfernen ( Extraktion ) notwendig ist. Die oberen vorderen Backenzähne 1 und 2 und alle drei der unteren vorderen Backenzähne haben zwei Wurzeln. Der dritte obere vordere Backenzahn und die und die oberen Backenzähne haben drei Wurzeln. Der zweite untere Backenzahn ist sehr winzig und hat nur eine Wurzel.

Nase

Beim Frettchen ist die Nasenöffnung vergleichbar mit anderen Säugern (von gleicher Größe). Dies erlaubt es dem Frettchen, seinen Geruchssinn nicht nur auf die nähere Umgebung zu richten, sondern es hilft ihm seine Beute leichter zu finden. Innerhalb der Nase gibt es eine eine komplizierte Annordnung von Knochen bekannt als „nasal conchae“ . Diese mehr komplexere Annordnung erlaubt einen empfindlicheren Geruchssinn.

Skelettaufbau

Die Wirbelformel für die Frettchen lautet : C 7 , T 15 , L 5 , S 3 , Cd 18.

C = Halswirbel (cervical )
T = Rückenwirbel (thoracic)
L = Lendenwirbel (lumbar)
S = Kreuzbeinwirbel (sacral)
C
D = Schwanzwirbel (caudal)

Frettchen haben 14 - 15 Rippenpaare. Aber einige Frettchen haben 14 Rippen auf der einen Seite und 15 Rippen auf der anderen Seite. Die ersten 10 Rippen sind mit dem Brustbein verbunden und die restlichen 4 - 5 Rippenpaare bilden den Rippenbogen. Bei Frettchen sind die Rückenwirbel eingefasst von dem ersten Rippenpaar und dem Brustbein, deshalb ist der Einlass sehr eng. Da früher die Rückenwirbel größer und massiger waren, kann daher eine schmerzhafte Störung des normalen Schluckvorgangs und gestörte Atemfähigkeit kommen.

Jeder von den vier Frettchenfüßen hat fünf Klauenzehen. Die erste Zehe von jedem Fuß hat nur zwei Zehenglieder, wohingegen jede andere Zehe drei hat. Die Klauennägel können nicht eingezogen werden wie bei Katzen, somit müssen sie regelmäßig gekürzt werden. Ich empfehle nicht generell die Krallen zu entfernen, da krallenlose Frettchen teilweise Schwierigkeiten mit der Bodenhaftung auf glatten Oberflächen haben.

Männliche Frettchen haben einen Penisknochen, der wie ein „ J “ geformt ist. Dieser kann zu Komplikationen mit der Harnröhre führen, wenn man mittels eines Katheters Harn entnimmt.

Halswirbel

Fast alle Säugetiere haben 7 Halswirbel. Die ersten zwei Halswirbel nennt man Atlas uns Axis, diese sind speziell ausgeprägt, um die freie Beweglichkeit des Kopfes zu erreichen. Der Atlas besteht aus einem Paar flügelartiger transversaler Knochenvorsprünge die sich zum Neuralkanal verbinden. Der Axis andererseits besteht aus einem längerem Körper, einem großen langem processus spinosus (Spinalfortsatz) und einem cranial (kopfwärts) gelegenem Vorsprung, genannt Dens (Zahn), welcher exakt in das große foramen vertebrale des Atlas paßt. Der Atlas bildet Korpelverbindungen mit dem Hinterhauptsbein durch Gelenkvorsprünge. Knorpelverbindungen gibt es auch zwischen Atlas und Axis. Diese Verbindungen erlauben es dem Kopf und dem Atlas sich um den Dens des Axis zu drehen.

Die restlichen Wirbel (3 bis 7) haben lange Körper und jeder hat ein foramen (Loch), durch welches Blutgefäße und Nerven laufen. Der letzte Wirbel ist besonders lang beim Frettchen, um den Beutefang zu verbessern.

Lendenwirbel

Bei den fünf Lendenwirbeln werden die Körper und Transversalfortsätze schwanzwärts größer. Im Vergleich mit den Brustwirbeln haben die Wirbel hier einen längeren Körper aber kürzere Spinalfortsätze, welche generell eine Vorwärtskrümmung zeigen. Beim Frettchen im Speziellen, erlauben die kongenialen cranial (kopfwärts) gelegenen und caudal (schwanzwärts) gelegenen Gelenksfortsätze eine exzellente dorsoventrale (rücken-bauchwärtsgelegene) Streckung und Beugung. Die Muskulatur des Rücken ist sehr gut entwickelt und dies erklärt warum die Lendenwirbel solche großen flachen Transversalfortsätze haben.

Schwanzwirbel

Es gibt 18 Schwanzwirbel in der Rute des Frettchens. Die ersten drei Wirbel bilden das Dach des Beckenkanals und unter dem zweiten und dritten Wirbel schützt ein Bogen die Hauptschlagader und -vene des Schwanzes. Die weiteren Schwanzwirbel werden kleiner und rudimentieren.

Vordere und hintere Gliedmaßen

Knochen des Schultergürtels und der forderen Gliedmaßen

Diese Region enthält das Schulterblatt , Schlüsselbein, Oberarmknochen, Speiche, Elle, Hand, Mittelhand und Zehen. Das Schulterblatt ist etwa dreieckig und die höchstgelegenste Region der vorderen Gliedmaßen. Ein Kugelgelenk verbindet Oberarmknochen und Schulterblatt und erlaubt eine gute Beweglichkeit. Das Schlüsselbein ist ein kurzer geflügelter Stab welcher durch Muskeln und Bindegeweben mit Schulterblatt und Brustbein verbunden ist. Der Oberarmknochen ist länger als das Schulterblatt und verdickt an beiden Enden. Der Kopf am körpernahen Ende ist groß und halbkugelförmig. Die Speiche ist vergrößert und zum körperfernen Ende abgeflacht und liegt an der Elle an. Die Elle ist auch leicht gebogen und vergrößert an beiden Enden. Die Ellenbogenverbindung ist tief wegen der gut entwickelten Gelenkpfanne.

Knochen des Beckengürtels und Hintergliedmaßen

Der Beckenkanal ist die Knochenpassage zwischen dem Kreuzbein und dem Becken. Der Oberschenkelknochen ist vergleichsweise lang und gerade. Er hat einen großen Kopf auf einem leicht gewinkeltem Nacken und einen großen Vorsprung für den Ansatz der Hüftmuskeln. Das Knie befindet sich zwischen Oberschenkelknochen und Schienbein und ist das komplizierteste Gelenk der hinteren Extremitäten. Die c-förmigen Menisci dienen der Stabilisierung des Gelenkes. Sie sind mit Oberschenkelknochen und Schienbein und allem anderem befestigt durch verschiedenste Bänder. Das Schienbein ist der längste Knochen der hinteren Extremitäten. Das Wadenbein ist ein schlanker Knochen der fast so lang ist wie das Schienbein. Am Fußknöchel (Tarsus) sind sieben Fußknochen , im speziellen: zwei große proximale (körpernahe) Knochen, ein zentraler (bodenwärts gelegener) Knochen und vier distale (körperferne) Knochen. Die Ferse (Talus) hat einen Vorsprung (Trochlea) welcher das gesamte Gewicht trägt. Der Mittelfuß besteht aus fünf Mittelfußknochen, ähnlich der Mittelhand und der erste ist der Kürzeste. Der erste Zeh ist kurz und hat nur zwei Glieder. Alle anderen Zehen haben drei Glieder. Der dritte und vierte Zeh sind die Längsten.


Quellen:

Peter Hentschel "Frettieren" - 1989 - Veb Deutscher Landwirtschaftsverlag DDR- Berlin

Peter Engel "Frettchen + Frettieren" - 1984 - Verlag Dieter Hoffmann - Mainz

Elizabeth V. Hillyer, Katherine E. Quesenberry "Ferrets, Rabbits, and Rodents: Clinical Medicine and Surgery" - January 15, 1997 - W B Saunders; 1st edition